Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courage | Teil 3 von 12

Teil 3/12 | Kurz nachdem er seinen "Abenteuerlichen Simplicissimus Deutsch" fertigschrieb, verfasste Grimmelshausen um 1670 die Geschichte der "Courage", die im Werk Nebenfigur war. Sie war Landstreicherin, Soldatin, Marketenderin, Hure, Ehefrau und die erste Ich-Erzählerin der deutschen Literatur.

Ihren Mund konnte sie gut aufreißen. Diese Stimme leiht ihr zum 400. Geburtstag von Grimmelshausen Barbara Nüsse.

Das Leben der Courage war geprägt von Abenteuern. Ohne dass ihr klar war, wer ihre Eltern waren, besuchte sie in ihrer Jugend eine Schule für höhere Töchter. Schließlich fällt das kaiserliche Heer ein. Um ihre Jungfräulichkeit zu schützen, blieb ihr nur die Möglichkeit, sich als Mann zu verkleiden.

Sie wird vom Rittermeister des Heeres als Kammerdiener in den Dienst genommen. So wird ihr beschauliches Leben in einem kleinen böhmischen Dorf eingetauscht gegen das Leben eines umherziehenden Soldaten. Voller List und ohne Scham kann sie dabei den Wirren des Dreißigjährigen Krieges trotzen. Die Courage bereichert und prügelt sich. Bei ihren Tricks wird es auch mal nötig, einem Gegner im vollen Galopp den Kopf abzuschlagen.

Ihr ereignisreiches Leben diktiert sie einem gewissen "Philarchus Grossus von Trommenheim". Der Clou an der Geschichte ist, dass die Courage selbst der Welt von ihren Lastern berichtet, dass sie sie stolz präsentiert und damit dem Simplicissimus trotzt. Er soll gefälligst sehen, mit wem er sich in Wahrheit eingelassen hat!

Hier erzählt nicht ein Mann über eine aufmüpfige Frau, sondern sie selbst bestimmt, wie die Geschichte verläuft. Dadurch wird die Lebensbeschreibung der "Erzbetrügerin" zu einem deutlich emanzipierteren Text, als es der Autor plante.