
Klassische Musik
WDR 3 Städtekonzerte
Auf eindrucksvolle Art zeichnen die beiden Sinfonien des Konzerts ein Bild einer Welt am Rande des Untergangs. Benjamin Brittens Sinfonia da Requiem wurde 1940 komponiert, kurz nachdem der Zweite Weltkrieg ausbrach. Diese Sinfonie ist ein Werk des Bekenntnisses.
Der überzeugte Pazifist Britten, damals lediglich 27 Jahre alt, äußert hier, so klar es ihm möglich ist, seine Ablehnung des Krieges. Die Verbindung zum Requiem, einem Trauergottesdienst der katholischen Liturgie, spiegelt sich in den Titeln der drei kompakten Sätze der Sinfonie wider, selbst ohne den Einsatz eines Chors oder von Solisten. Das Werk spannt einen Bogen, der von Trauer über einen Protest-Tanz gegen die Absurdität des Krieges hin zu einer friedlichen Stille im abschließenden Satz "Requiem aeternam" reicht.
Zur gleichen Zeit befand sich Dmitri Schostakowitsch persönlich in einer extrem angespannten Situation, während er seine 4. Sinfonie komponierte. Im Januar 1936 wurde der berüchtigte Artikel "Chaos statt Musik" veröffentlicht, der vermutlich direkt von Josef Stalin beeinflusst wurde und eine erbarmungslose Kritik an Schostakowitschs musikalischen Werken darstellte.
Seit diesem Zeitpunkt musste Schostakowitsch täglich um sein Leben bangen, wurde zu etlichen Verhören gezwungen und lebte in ständiger Angst, von der Polizei oder dem Geheimdienst abgeholt zu werden. Trotz seiner großen Furcht setzte er die Arbeit an seiner 4. Sinfonie fort: "Und selbst wenn man mir beide Hände abhacken würde, hielte ich eine Feder zwischen den Zähnen, um weiter Musik zu schreiben", soll er gesagt haben. Unter diesen extremen Bedingungen entstand eine monumentale und dramatisch aufgeladene Sinfonie, die als Schlüsselwerk in seinem künstlerischen Schaffen gilt.
"WDR 3 Städtekonzerte" im Überblick
WDR 3 Städtekonzerte
von Britten, Schostakowitsch
Mit Leitung: Gabriel Feltz / Dortmunder Philharmoniker
Konzerthaus Dortmund
Dezember 2024
Sendezeit | Do, 17.04.2025 | 20:04 - 22:00 Uhr |
Sendung | WDR 3 "WDR 3 Konzert" |