Unter deutscher Führung wurde in Marokko, trotz Verbotes, Giftgas produziert
Unter deutscher Führung wurde in Marokko, trotz Verbotes, Giftgas produziert © H Berends / freeimages.com

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100 Jahre Schweigen - Deutsches Giftgas in Marokko

Deutschland entwickelte und produzierte Giftgas für den ersten Luftangriff weltweit, der im Rif-Krieg zum Einsatz kam. Die Opferzahlen sind unbekannt, aber die Krebsrate in der Region ist 60% höher als im Rest Marokkos.

Der erste Luftangriff mit Giftgas weltweit ereignete sich im Rif-Gebiet im Norden Marokkos. Innerhalb von drei Jahren wurden 10.000 Lost-Gasbehälter abgeworfen, als Spanien und Frankreich in den 20er Jahren Krieg gegen die Rif-Kabylen führten. Obwohl der Versailler Vertrag die Entwicklung von Giftgas verbot, wurde "Lost" von dem deutschen Chemiker Hugo Stoltzenberg in Marokko und Spanien produziert.

Noch heute bleibt dieser frühe Kolonialkrieg mit deutscher Beteiligung unaufgearbeitet, weder in Marokko noch in Deutschland, Spanien oder Frankreich. Es gibt keine Opferzahlen, Studien oder offizielle Statistiken. Eines ist jedoch klar: Tausende verloren während der Angriffe ihr Leben, während noch viel mehr Menschen gesundheitliche Schäden davontrugen. Die Krebsrate liegt bis heute in dieser Region 60 % höher als im Rest Marokkos. Es mangelt im Rif-Gebiet an Infrastruktur, Krankenhäusern, Schulen und Perspektiven. Aus diesem Grund gibt es seit den 60er Jahren eine starke Migrationsbewegung nach Deutschland und anderen europäischen Ländern.

"100 Jahre Schweigen - Deutsches Giftgas in Marokko" im Überblick

100 Jahre Schweigen - Deutsches Giftgas in Marokko

von Andrea Geissler, Christiane Kreiner, Dunja Sadaqi

Produktion: 2023

Sendezeit So, 24.09.2023 | 18:00 - 19:00 Uhr
Sendung hr2-kultur "Feature"
Radiosendung