Beichte eines Mörders | Teil 1 von 10

Teil 1/10 | "Ich bin ein Doppelmörder" leitet Semjon Golubtschik im Paris der 1930er seine Lebensgeschichte in seiner Stammkneipe ein, nach Beendigung deren Erzählung nichts mehr so wie davor zu sein scheint.

An der Bar seines Pariser Stammrestaurants "Tari Bari" überrascht der sonst schweigsame Semjon Golubtschik die übrigen Gäste mit dem Geständnis, ein Mörder zu sein. Und in den rauchverhangenen Abend der 1930er Jahre hinein rollt er seine Lebensgeschichte auf, die turbulenter nicht sein könnte.

Golubtschik wurde als unehelicher Sohn des Fürsten Krapotkin geboren, um dessen Bestätigung er sein Leben lang kämpfte, doch immer vergebens. Die Abweisung traf ihn hart und er entschied sich zu einem riskanten Job. Er tritt der zaristischen Geheimpolizei "Ochrana" bei, bespitzelt für St. Petersburg Paris, wo er die schöne Lutetia trifft.

Diese hat aber noch mehr Verehrer, in diesem besonders vertrakten Fall handelt es sich dabei um Semjon Golubtschiks Halbbruder, dem legitimen Fürstensohn Krapotkin. Zu Beginn des ersten Weltkriegs erwischt er die beiden und vor Eifersucht blind erschlägt er den verhassten Bruder und seine Geliebte mit dazu. Ohne noch irgendetwas zu verlieren zu haben, zieht er in den Krieg. 

Doch die Geschichte wirft Fragen auf, Lücken, die sich erst während des Erzählens offenbaren. Ist Golubtschik wirklich ein Doppelmörder oder endet die Nacht mit einem neuen Leben?

Zum Autor

Joseph Roth, geboren 1894 in Brody in Ostgalizien. Studierte in Wien und Lemberg, bevor er im Ersten Weltkrieg eingezogen wurde. Danach lebte er in Wien und Berlin und war als Reporter, Autor, Theater- und Filmkritiker tätig. Nach der Machtergreifung emigrierte er von Marseille über Nizza nach Paris. Er starb auch 1939 dort, alkoholkrank und verarmt.