Der Alltagsrassismus in Hanau
Der Alltagsrassismus in Hanau © Brian Lary / freeimages.com

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Das rassistische Attentat von Hanau und die Folgen

Am 19. Februar 2020 ereignete sich ein Vorfall, der das Dasein von Serpil Temiz Unvar dramatisch veränderte. In der hessischen Stadt Hanau verübte ein 43-jähriger Angreifer einen Anschlag, bei dem neun junge Menschen aus Einwandererfamilien, seine Mutter und schließlich er selbst ums Leben kamen.

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Unter den Ermordeten befand sich auch der 23-jährige Ferhat Unvar, der Sohn von Serpil Temiz Unvar. Seit diesem schmerzhaften Verlust setzt sie sich intensiv für eine Gesellschaft ohne Rassendiskriminierung ein, um dem tragischen Tod ihres Sohnes einen tieferen Sinn zu geben. Bereits im Jahr der schrecklichen Tat ins Leben gerufen, setzt die "Bildungsinitiative Ferhat Unvar" diesen Gedanken in die Tat um.

Diese Dokumentation begleitet Serpil Temiz Unvar und ihre Tochter Nesrin Unvar in den Jahren nach dem rassistischen Angriff – ein Leben zwischen der Trauer über den Verlust, ihrem Aktivismus und den Herausforderungen alltäglicher Diskriminierung. Neben den Angehörigen äußern sich auch Personen, die schon in der Dokumentation "Der erste Tag. Das Attentat von Hanau" befragt wurden: Arjin Bicer, eine lebenslange Freundin von Ferhat Unvar, die das Attentat überlebte; Jaweid Gholam, der mit Ferhat seine letzten Stunden verbrachte und kurz vor dem Angriff ging; Antje Heigl, eine Sozialarbeiterin, die viele der Opfer im Jugendzentrum Hanau-Kesselstadt über Jahre betreute; und Said Etris Hashemi, dessen Bruder Said Nesar Hashemi getötet wurde, während er selbst schwer verletzt überlebte.

Die Dokumentation beleuchtet die Verbindung zwischen persönlichen Verlusten und der zunehmenden gesellschaftlichen Radikalisierung und zeigt, wie der unermüdliche Kampf gegen Vorurteile Hoffnung spenden kann. Im Austausch mit Freunden, Zeugen und direkt Betroffenen wird die Frage nach einem bedeutungsvollen Leben nach solch einem Verlust in einer immer gespaltenen Welt aufgeworfen.

Die Polarisierung in der Gesellschaft und der Aufstieg rechter Kräfte werden für alle Beteiligten bedrückend spürbar. Der Vater des Attentäters lebt weiterhin in unmittelbarer Nähe der Familie Unvar und belästigt sie seit dem Anschlag mit rechtsextremem Gedankengut. Zudem erzielte die AfD 2023 ausgerechnet in Hessen ihren besten Wahlerfolg in einem westdeutschen Bundesland.

Zum Autor

Sebastian Friedrich, geboren 1985 in Halle (Saale), verfasst Bücher und Essays, produziert Radio- und Fernsehinhalte, moderiert Veranstaltungen und hält Vorträge. Seine Themenfelder umfassen Faschismus, Rassismus, den Werdegang des Kapitalismus sowie dessen denkbare Alternativen, Diskurstheorie und Klassenanalysen. Zu seinen jüngsten Arbeiten gehören "Diskriminierung im Jobcenter?" (NDR 2019), "Die Ost-West-Migrantin" (NDR 2020) und "Gemobbt, gekündigt, abgefunden. Wie Unternehmen gegen Betriebsräte vorgehen" (Deutschlandfunk/SWR 2023, zusammen mit Nina Scholz).

"Das rassistische Attentat von Hanau und die Folgen" im Überblick

Das rassistische Attentat von Hanau und die Folgen

von Sebastian Friedrich

Produktion: 2025

Sendezeit So, 16.02.2025 | 20:05 - 21:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Das Feature"
Radiosendung