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Der Schmerz | Teil 6 von 18
1986 erschienen in deutscher Übersetzung von Eugen Helmlé die Tagebücher von Marguerite Duras aus den Jahren 1945 und 1946. Ein Jahr zuvor veröffentlichte sie diese Texte in Frankreich. Die Schriftstellerin, die 1914 geboren wurde und 1996 in Paris starb, war eine selbstständige, in keine Stilrichtung einzuordnende Autorin.
Ihre Bücher faszinieren durch eine direkte, einfach anmutende Sprache. Und ihr unverkennbares Stilmittel war eine elliptische Schreibweise.
Berühmt wurde sie international mit ihrem Roman "Der Liebhaber". "Der Schmerz" erzählt in Tagebuch- und Prosaaufzeichnungen, wie sie in Paris auf die Rückkehr ihres Mannes, Robert Antelme, aus dem KZ wartet - in völliger Unwissenheit, ob er überhaupt noch lebt.
Daran schließen sich Texte an, die sowohl ihre Verhaltensweisen, als auch die von Résistancekämpfern und Kollaborateuren schildern. Weil sie diese Verhalten schonungslos erzählt, ohne Tabu, ist "Der Schmerz" ein einzigartiges Zeugnis dafür, was Kriege und Ideologien in Menschen freisetzen können. Und weil sie diese Erkenntnis nicht auf den Feind, in ihrem Falle Deutschland, beschränkt, sondern auch bei sich und ihren Freunden und Mitbürgerinnen und Mitbürgern findet, ist das Buch eines derjenigen, das beispielhaft zeigt, wie mit Vergangenheit umgegangen werden sollte.
Duras forderte, dass verhindert werden müsse, den Menschen von Auschwitz als deutsche "Regionalfigur" zu betrachten. Besser kann man die Menschheit wohl nicht versuchen wachzurütteln. Marguerite Duras hat mit "Der Schmerz" ein Buch ohne Scham und Gnade von historischer Bedeutung geschrieben. Alles, was sie
"Der Schmerz" im Überblick
Der Schmerz
von Marguerite Duras
Mit Doris Wolters
Sendezeit | Di, 25.04.2017 | 15:30 - 15:55 Uhr |
Sendung | SWR Kultur "Fortsetzung folgt" |