Die Affäre Finaly - Entführt im Auftrag des Vatikan

Im Jahr 1953 werden zwei jüdische Waisen aus Frankreich auf Anweisung des Vatikans nach Spanien gebracht. Ihre Familie aus Wien, die verzweifelt nach ihnen sucht, war mit der Taufe zuvor nicht einverstanden. Frankreich ist vom Skandal erschüttert.

Im Jahr 1953 wurden zwei jüdische Waisenkinder, die in Frankreich geboren wurden, auf Anordnung des Vatikans nach Spanien verschleppt worden. Zuvor waren sie gegen den Willen ihrer Familie aus Wien getauft worden, die verzweifelt nach ihnen suchte. Dieser Skandal löste eine tiefe Erschütterung in der französischen Gesellschaft aus.

Robert und Gérald Finaly, geboren 1941 und 1942, verbrachten einen Großteil ihrer Kindheit auf der Flucht. Sie mussten ständig ihren Wohnort, ihre Sprache und Identität wechseln. Sie fürchteten sich vor den Juden, von denen sie angeblich entführt werden sollten, ohne zu wissen, dass es sich um ihre eigene Familie handelte. Robert und Gérald waren die Söhne eines jüdischen Ehepaares aus Wien namens Anni und Fritz Finaly. Als ihre Eltern auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in Grenoble strandeten, kamen die Jungen dort zur Welt.

Anni und Fritz wurden im Frühjahr 1944 deportiert und ermordet. Doch Robert und Gérald überlebten dank Antoinette Brun, der Direktorin der Kinderkrippe von Grenoble, die sie versteckte. Nach Kriegsende wollten die Schwestern von Fritz Finaly ihre Neffen zu sich holen. Um dies zu verhindern, ließ Antoinette Brun die Kinder taufen, sodass gemäß dem damaligen Rechtsverständnis der katholischen Kirche getaufte Kinder nicht in einer jüdischen Familie aufwachsen durften.

Die Kinder Robert und Gérald wurden von Priestern über die Pyrenäen nach Spanien gebracht, um sich der Rechtsprechung der französischen Justiz zu entziehen. Heute befinden sich Robert und Gérald Finaly in Israel. Inzwischen sind sie Pensionisten. Georg Renöckl traf sie in Israel, um mehr über ihre abenteuerliche Kindheit und ihren weiteren Lebensweg zu erfahren.