Das Wiedererstarken einer Gemeinschaftsideologie
Das Wiedererstarken einer Gemeinschaftsideologie © Marco Michelini / freeimages.com

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Die Renaissance der Gemeinschaftsideologie

Je mehr die Gesellschaft auseinanderbricht und jeder für sich lebt, desto größer wird das Verlangen nach Gemeinschaft und echten Beziehungen. Diese Sehnsucht hat jedoch auch negative Folgen.

Je mehr die Gesellschaft fragmentiert wird und je individueller die Lebensweise ist, desto größer wird das Verlangen nach Gemeinschaften, nach einer echten und unterstützenden Verbindung zwischen Einzelpersonen. Diese verständliche Sehnsucht hat jedoch negative Auswirkungen.

Angesichts des aufkommenden Gedankens einer Volksgemeinschaft wird die Idee der Gemeinschaft mit rassistischen Vorstellungen belastet. Deshalb hat die bundesrepublikanische Nachkriegsgesellschaft dem Traum von großen Gemeinschaften eine klare Absage erteilt, indem sie sich auf Kleinfamilien, Freundeskreise oder Nachbarschaften konzentriert hat.

Wenn heute wieder unter dem Begriff "Remigration" der Traum von einer ethnischen Säuberung der deutschen Gesellschaft aufkommt, gewinnt die Renaissance der Gemeinschaft wieder an Bedeutung. Das angenehme Wir-Gefühl, das die Basis dieser Idee bildet, kann jedoch nur erreicht werden, wenn das Individuum vollständig in der Gemeinschaft aufgeht. Ist dies in der Spätmoderne erstrebenswert?

Zum Autor

Als Professor für Organisationssoziologie an der Universität Bielefeld berät Stefan Kühl auch Unternehmen, Verwaltungen und Ministerien in Fragen der Organisations- und Strategieentwicklung. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen gehören u.a. die Bücher "Der ganz formale Wahnsinn: 111 Einsichten in die Welt der Organisationen" (Vahlen Verlag) und "Ganz normale Organisationen – Zur Soziologie des Holocaust" (Suhrkamp Verlag).

"Die Renaissance der Gemeinschaftsideologie " im Überblick

Die Renaissance der Gemeinschaftsideologie

von Stefan Kühl

Sendezeit So, 14.04.2024 | 09:30 - 10:00 Uhr
Sendung Deutschlandfunk "Essay und Diskurs"
Radiosendung