Vor allem um Franz Schubert wird es in der Sendung mit dem Sir gehen.
Vor allem um Franz Schubert wird es in der Sendung mit dem Sir gehen. © Wilhelm August Rieder / Wikimedia Commons / Public Domain

Klassische MusikKlassik-Feature

Ein temperamentvoller Sir

Sir András Schiff, von der Queen zum Ritter geschlagen, nimmt kein Blatt vor den Mund. Er ist sowohl Kämpfer für Demokratie und Toleranz, als auch hervorragender Pianist. Schiff hat alle großen solo Werke aufgenommen, von Bach bis Janacek. Wer ihn spielen gehört hat, wird das nie vergessen.

Schilf ist so, wie man sich einen Sir vorstellt: edel, zurückhaltend und nobel. Daher erwartet man um so weniger von ihm, dass er einen auf den Arm nimmt. Seine seichten Scherze durchschaut man erst dann, wenn es schon zu spät ist. So sage er 1999 zum Beispiel, sein Orchester sei nach einem "toskanischen Komponisten und leidenschaftlichen Interpreten der "Mozart'schen Klaviermusik" benannt. Damit meinte er natürlich sich selber, doch er bringt seine Witze so ernst und überzeugend rüber, dass man, auch wenn man sie verstanden hat, noch einmal nachdenken muss, ob er es eventuell doch ernst meint.

Trotz seinem noblen Auftreten in Gilet und mit Taschenuhr ist Abdrás Schiff alles andere als spießig. Seine musikalischen Interpretationen sind packend und scheuen keinerlei Risko, sodass dem Publikum auf allen Fällen eine unvergessliche Performance geboten wird. Gerade das fis-Moll-Andantino aus Schuberts Sonate D 959 ist nicht zu überbieten.

Sowohl auf dem modernen Flügel, als auch auf dem historischen Klavier erzeugt er eine unglaubliche Klangkulisse. Gerade sein Cantabile-Spiel lässt die Instrumente singen und jede Note kristallklar dahinfließen.

Tapferkeit beweist der Ritter sowohl am Klavier, wie auch im Kampf gegen Intoleranz. Selbst 1953 in Ungarn geboren, nimmt er kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Orban Regierung geht. Er, als Nachfahre von Holocaust-Opfern, weiß, wie man verbal auch auf seine ruhige Art austeilt. Legendär sind beispielsweise seine Kommentare zur schwarz blauen Regierung im Jahre 2000.

Mit Sándor Vegh und der Camerata Salzburg musizierte er maßgebend die Werke Mozarts und mit dem Budapest Festival Orchestra unter Ivan Fischer die Stücke Bartóks. Mit Peter Schreier und Dietrich Fischer-Dieskau veranstaltete er grandiose Liederabende. Am Klavier begleitete er oft den Schönberg-Chor und er spielte Kammermusik mit dem Alban Berg Quartett. Franz Schubert und Leos Janácek führt er auf seinem Soloabend bei den Salzburger Festspielen 2020 auf.

"Ein temperamentvoller Sir" im Überblick

Ein temperamentvoller Sir

von Albert Hosp

Produktion: 2020

Sendezeit Sa, 22.08.2020 | 10:05 - 11:35 Uhr
Sendung Ö1 "Ö1 Klassik-Treffpunkt"
Radiosendung