Eine Frau flieht vor einer Nachricht | Teil 1 von 3

Teil 1/3 | Ora flieht vor der politischen Realität Tel Avivs, doch ihr Sohn Ofer hält ihr mit einer Nachricht die Realität vor Augen. Das Hörspiel zeigt, wie das Politische das Schicksal einer Familie beeinflusst.

Auf eine verzweifelte Reise, eine rastlose Wanderung durch die Berge und Täler Galiläas, begibt sich die etwa 50-jährige Ora. Sie hat Tel Aviv aus Angst vor einer schrecklichen Nachricht verlassen. Ihr jüngster Sohn Ofer hat sich freiwillig für einen Militäreinsatz zur Verfügung gestellt, und Ora fürchtet das Schlimmste.

Um einer möglichen Todesnachricht über ihren Sohn Ofer zu entfliehen, hat sich Ora in ihrer Panik Ofers leiblichen Vater, Avram, geschnappt, den sie seit Jahren nicht begegnet ist. Avram vegetiert, von Tabletten benebelt, vor sich hin, nachdem er halb tot gefoltert wurde von Ägyptern im Krieg gegen Israel. Auf eine beschwörende, sheherazadengeartete Weise fängt Ora nun, ihm alles zu erzählen, während sie wandern, ihr Leben, die Geburt und Kindheit von Ofer, als ob sie den gemeinsamen Sohn in Avrams Bewusstsein einflößen müsste und als ob nur das Erzählen und Erinnern den Tod vertreiben könnte.

Die großen Fragen spiegelt der Friedensaktivist David Grossman in den kleinen Alltagserlebnissen wider und zeigt die Verbundenheit des Schicksals der Menschen in Israel mit der Politik, wie das Politische die Familie langsam aushöhlt. David Grossman wurde im Jahr 2010 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, neben vielen anderen Preisen.