Eine Puffmutter zieht Bilanz

Hermannplatz, Berlin-Neukölln: Ein schmuddeliger Ort, Zentrum (klein-)krimineller Energien und Drogengeschäfte. Zwei Straßen entfernt liegt die "Pension Diamant", zweitältester Puff der Hauptstadt. Seit über 30 Jahren wird das Etablissement von ein und derselben Frau geführt: Angelika S. begann ihre Laufbahn in der Branche als Teenager. Mit 21 Jahren, Anfang der 70er Jahre, machte sie sich dann selbstständig und eröffnete die ersten Bordelle Berlins. Geldgeber war ihr eigener Vater.

Drastisch und mit trockenem Humor erzählt Angelika von ihren Anfängen in der Sexbranche, vom vertraulichen Verhältnis zu manchen Kunden und von ihrem Dasein als alleinstehende Frau. Sie lebt im Abseits einer Gesellschaft, die Prostitution braucht und gleichzeitig moralisch verurteilt. Doch Angelika selbst kennt genau den Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Prostituierten und leidet unter dem Niedergang eines Berufs, den sie als soziale Dienstleistung versteht. Unsentimental zieht sie Bilanz.