Gershwins "The Piano Rolls" in der Betrachtung
Gershwins "The Piano Rolls" in der Betrachtung © Steve Golding / freeimages.com

Jazz

George Gershwin: "The Piano Rolls" (1916-1927 / 1993)

George Gershwins Karriere als Komponist, Songwriter und Pianist war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eng mit der Technologie selbstspielender Klaviere verbunden. Als Kind lernte er das Spielen auf diesen Instrumenten und arbeitete später für einen Musikverlag, wo er neue Lieder vorstellte.

George Gershwins Karriere als Komponist, Songschreiber und Pianist geht einher mit der Technologie der "Notenrollen" und "Pianolas". Diese selbstspielenden Klaviere waren in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts allgegenwärtig - in Wohnungen, Konzertsälen, Restaurants, Saloons und Geschäften.

Schon als Kind erlernte Gershwin seine ersten pianistischen Fähigkeiten, indem er seine Finger von den sich selbst bewegenden Tasten führen ließ, wenn er seine Hände auf die Tastatur eines solchen Pianolas legte. Später bekam er einen Job beim großen Verlagshaus Remick in der New Yorker Tin Pan Alley, wo er potenziellen Kunden die neuesten Stücke präsentierte. Dort beeindruckte der weiße Gershwin bereits afroamerikanische Klavier-Größen wie Eubie Blake, Luckey Roberts oder James P. Johnson mit seinem pianistischen Ausdruck und seiner ausgefeilten Technik. Dies machte ihn zum idealen Kandidaten für die Herstellung von Notenrollen, was ihm ein lukratives Nebeneinkommen verschaffte.

George Gershwin beherrschte die Kunst der Overdubs meisterhaft. Durch das mehrmalige Spielen der Rollen konnte er üppige Arrangements erstellen, die für einen einzelnen Pianisten nicht umsetzbar wären. Mit dem Einbruch der Weltwirtschaftskrise in den späten 1920er Jahren kam die Pianola-Industrie fast zum Erliegen. Doch Gershwin hatte Glück: In der Blütezeit der Notenrollenherstellung schuf er etwa 130 Rollen zwischen 1916 und 1927.

Seine Arbeit als Pianist, Begleiter und Rollenhersteller brachte ihn in Kontakt mit vielen Werken anderer Komponisten, was sicherlich großen Einfluss auf seine eigene Musik hatte. Neben Auftragsarbeiten produzierte Gershwin auch eigene Stücke auf Notenrollen - von seinem ersten Werk "When You Want 'Em You Can't Get 'Em" (1916) bis hin zu seinem Meisterwerk "Rhapsody in Blue", das in zwei Teilen 1925 und 1927 eingespielt wurde.

Im Jahr 1993 wurden zwölf von Gershwins Pianorollen für das Label Elektra Nonesuch digitalisiert und auf einem computergesteuerten Player-Konzertflügel namens Yamaha Disklavier abgespielt. Die Aufnahmen wurden mit Mikrofonen aufgenommen und auf CD veröffentlicht. Obwohl einige Puristen Kritik an der nachträglichen Bearbeitung der digitalisierten Files übten, bleibt die Faszination, dem alten Meister in bester Aufnahmequalität beim Klavierspiel zuzuhören, unvermindert. Zum 125. Geburtstag von George Gershwin am 26. September wird der Meister auf diese Weise gefeiert.

George Gershwin: "The Piano Rolls" (1916-1927 / 1993) im Überblick

Sendezeit So, 24.09.2023 | 20:55 - 21:40 Uhr
Sendung Ö1 "Milestones: Legendäre Alben der Jazzgeschichte"
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