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Herr des Platzes - Wenn die Aufklärung den Fußball erreicht
Die Rolle des Schiedsrichters hat sich mit den Jahren verändert. Seine einst unanfechtbaren Entscheidungen sind inzwischen anhand von technischen Mitteln widerlegbar, Fehlentscheidungen des Schiedsrichters lassen sich problemlos widerlegen. Was macht diese Aufklärung mit dem Fußball?
Ausgestattet mit der Machtfülle eines Feudalherrn treffen Schiedsrichter mitunter scheinbar willkürlich Entscheidungen.
Die Fans toben und die Schiedsrichter werden zur Projektionsfläche der Emotionen. Was, wenn die Aufklärung den Fußball revolutioniert? Schiedsrichter haben das Sagen auf dem Platz. Pfeifen oder weiterlaufen lassen? Das Auge des Schiedsrichters ist schnell, mit einem Blick erfasst er die Situation und bewertet sie. Doch das Auge der Fernsehkameras sieht mehr: In der Zeitlupe wird jede Entscheidung, jede Spielsituation seziert. Das Millionenpublikum im Fernsehsessel kriegt mit, wenn der Pfiff zu Abseits, Strafstoß, Platzverweis eine Fehlentscheidung war.
Das Spiel ist schneller geworden, athletischer, technisch anspruchsvoller und intellektueller. Der Fußball hat sich über die Jahre gewandelt und mit ihm der Herr des Platzes. Der Schiedsrichter von heute hat nahezu demokratische Züge. Ihm hilft eine Torkamera, er trägt Headset, tauscht sich mit seinen Assistenten aus - und ist mitunter eine Schiedsrichterin. Kritiker fürchten um das letzte Refugium archaischer Männerkämpfe: Sollen Schiedsrichter künftig über Fouls diskutieren statt die rote Karte zu zeigen? Wohin dann mit den Emotionen, wenn die Aufklärung den Fußball erreicht?
"Herr des Platzes - Wenn die Aufklärung den Fußball erreicht" im Überblick
Herr des Platzes - Wenn die Aufklärung den Fußball erreicht
von Martina Keller
Produktion: 2016
Sendezeit | So, 20.08.2017 | 14:04 - 15:00 Uhr |
Sendung | SWR Kultur "Feature am Sonntag" |