Max Frisch las die Tendenzen seiner Zeit und setzte sie meisterhaft in Schriften um
Max Frisch las die Tendenzen seiner Zeit und setzte sie meisterhaft in Schriften um © ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Metzger, Jack / Com_L12-0059-8021 / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0

Hörspiel

Homo Faber | Teil 1 von 3

Teil 1/3 | Max Frischs "Homo faber" griff schon vor siebzig Jahren die Sorgen einer zunehmend technisierten Gesellschaft auf, die durch räumliche und emotionale Distanz unterkühlt. Heute ist körperlose Kommunikation Alltag.

"Homo faber" ist nicht nur der Titel des weltberühmten Max Frisch-Romans, sondern auch die anthropologische Bezeichnung für den Menschen, der Werkzeuge macht. Dies ist richtungsweisend für den Roman, denn je weiter die Technik entwickelt wird, desto ausgeprägter wird das Arsenal an Werkzeugen, die der Mensch bedienen kann. Dies hat Gültigkeit bis hin zum heutigen Medienzeitalter, in dem unser Werkzeug das Internet zu sein scheint. Auch der Protagonist im Homo faber ist ein brillianter Anwender seiner Werkzeuge, seiner rationalen Fähigkeiten. Doch jegliches Maß an Logik und Wissenschaft, an das er so sehr glaubt, kann den Menschen nicht dazu befähigen, den Tod zu überwinden. Als der Held der Geschichte dies endlich einsieht, ist es für ihn bereits zu spät, die Tragödie ist schon längst im vollen Gange.  Denn dem nur nach Rationalität und Technik Trachtendem, kommt Stück für Stück das eigene Ich abhanden, verliert Kommunikations- und Empathiefähigkeit, sowie das Bewusstsein für die eigenen Ängste und Sehnsüchte. Dies wurde historisch während der Aufrüstung nach dem Zweiten Weltkrieg eindrücklich demonstriert, als Menschen sich zusehends von einander entfremdeten. In dieser trockenen, sachlichen Tonalität formulierte Frisch in der literarischen Form des Berichts zeitgenössische Sorgen und Aussichten, die heute, siebzig Jahre später, in Zeiten von WhatsApp und Twitter, real geworden zu sein scheinen.

Angesichts der beiden Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki notiert Max Frisch Ende der 1940er Jahre in sein Tagebuch: "Wir können, was wir wollen, und es fragt sich nur noch, was wir wollen; am Ende unseres Fortschritts stehen wir da, wo Adam und Eva gestanden haben; es bleibt uns nur noch die sittliche Frage."

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