Im Siegeskranze von Wilhelm Raabe | Teil 1 von 6

Teil 1/6 | Die Großmutter erlebte 1813, wie die Stiefschwester Ludowike ihren Bräutigam, den Leutnant Wilhelm Kupfermann, in der französischen Garnison in Hamburg verlor. Zu der Zeit neigte sich die Herrschaft des napoleonischen Königreichs Westphalen dem Ende und die Russen waren vorübergehend in der Stadt.

Im Jahr 1801 wurde die Großmutter geboren und erlebte, wie die Stiefschwester Ludowike im Jahr 1813 ihren Bräutigam verloren hat. Zu dieser Zeit ging das Königreich Westphalen Napoleons dem Ende entgegen. Schon im März 1813 waren die Russen für zwei Monate in Hamburg einmarschiert. Der Leutnant Wilhelm Kupfermann, Ludowikes Bräutigam, befehligte eine Schwadron Husaren in der französischen Garnison.

Der Leutnant stellte sich mit seinen Männern den Marwitzschen Reitern entgegen, die aus dem Harz auf sie zugeritten kamen. Sein Vorhaben, sich mit den Befreiern zu verbünden, scheiterte: Ein deutscher Polizeikommisarius von Napoleons Gnaden nahm den Leutnant in Ketten. In Kassel wurde dem Gefangenen der Prozess gemacht. Er wurde verurteilt und hingerichtet. Ludowike konnte den Schicksalsschlag nicht verkraften. Erst zur Himmelfahrt im Jahr 1814 erwachte sie aus ihrer Gemütskrankheit, "eine Minute vor ihrem Tod"...

Zum Autor

Wilhelm Raabe (1831 - 1910) zählt zu den bedeutendsten deutschen Autoren des 19. Jahrhunderts. Sein Schreiben von Romanen und Erzählungen war geprägt von einem spannungsreichen Realismus einerseits und einem experimentellen Charakter andererseits, der seine Werke bis heute faszinierend macht.