Seit Wochen gehen die Menschen in Serbien gegen die Regierung von Aleksandar Vucic auf die Strasse. Was als Studentenprotest begann, hat sich zum Volksaufstand entwickelt.
Am Anfang steht ein Unglück: Am 1. November bricht in Serbiens zweitgrösster Stadt Novi Sad das Vordach des Bahnhofs ein. Dabei sterben 16 Menschen. Was wie ein Unfall aussieht, entwickelt sich schnell zum Politikum. Die Menschen Fragen sich, wie ein frisch renoviertes Dach einstürzen kann. Viele vermuten Baupfusch und Korruption als Ware Ursache.
Das Unglück von Novi Sad wird zum Symbol für die grassierende Korruption im Land und befeuert die Wut gegen die Regierung. Die Menschen verlangen eine strafrechtliche Untersuchung. Doch schon längst geht es um mehr als nur das Bahnhofsunglück. Vielmehr verlangen die Menschen einen funktionierenden Rechtstaat mit unabhängig arbeitenden Institutionen.
Sie zielen damit ins Herz des Herrschaftssystems, das sich Präsident Aleksandar Vucic und seine serbische Fortschrittspartei in den zwölf Jahren aufgebaut haben. Sie haben in dieser Zeit alle Ebenen des Staates unter ihre Kontrolle gebracht. Von den lokalen Parlamenten über die Justiz bis hin zu den Medien.
Der Protest ist breit abgestützt: Bauern, Lehrerinnen, Anwältinnen und Rentner haben sich den Studentenprotesten angeschlossen. Doch reicht dies? «SRF-International» mit einem Stimmungsbild aus einem Land im Aufruhr.
Politik
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Internationale Reportagen und Hintergrundgespräche aus aller Welt. Von und mit den Auslandkorrespondentinnen und -Korrespondenten von Radio SRF. Das «International» bildet weltweite Politik und gesellschaftliche Zusammenhänge ab. Wir sind vor Ort und analysieren aus nächster Nähe. In Talks und Hintergrundgesprächen wird das Geschehene und die journalistische Arbeit vertieft und reflektiert.
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Folge vom 04.04.2025Proteste in Serbien gegen Vucic: laut – aber auch erfolgreich?
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Folge vom 28.03.2025Die Sahraouis: 50 Jahre Warten in der Wüste.Seit Jahrzehnten kämpfen die Sahraouis, das Volk der Westsahara, für ihren eigenen, unabhängigen Staat in der «letzten Kolonie Afrikas», der Westsahara. Gegen einen Gegner, der andere Pläne hat: Marokko. Es ist einer jener Konflikte, die die Welt fast vergessen hat. Gelöst ist er bei weitem nicht. «Es gibt ganz offensichtlich Menschen, die mehr wert sind als andere». Der Ingenieur Lehbib Mahjoub Abdelfatah sagt diesen Satz, ein bisschen verärgert und vielleicht auch verbittert. Wovon er spricht? Vom Wunsch seines Volkes, dass die Einhaltung des Völkerrechts nicht der «Realpolitik» weicht. Seit rund einem halben Jahrhundert lebt ein Grossteil der Sahraouis im Exil im Südwesten Algeriens, angeführt vom Frente Polisario, der politisch-militärischen Organisation der Sahraouis. Sie leben in einer der unwirtlichsten Gegenden der Welt: Wüste, so weit das Auge blicken kann, kaum Wasser, kaum Vegetation. Die Menschen hier sind Flüchtlinge, einst geflohen vor der Armee Marokkos, das einen Grossteil ihres angestammten Gebietes besetzte: der Westsahara. Seither warten die Sahraouis darauf, dass sie zu ihrem Recht kommen: dem Recht, selbst darüber bestimmen zu dürfen, ob sie in der Westsahara ihren eigenen Staat errichten oder zu Marokko gehören wollen. Sie warten. Und bereiten sich vor. Auf den Tag der Unabhängigkeit, den sie einst nahe glaubten, und der inzwischen weit in die Ferne gerückt ist. Augenschein in den sahraouischen Flüchtlingslagern in Algerien, bei Menschen, die ohne fremde Hilfe nicht überleben können, für die aber Aufgeben auch keine Option ist.
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Folge vom 21.03.2025Syrien unter neuer HerrschaftGut drei Monate ist es her, dass das Assad-Regime in Syrien gestürzt wurde, nach mehr als 50 Jahren Diktatur und 13 Jahren Krieg. Nun wünscht sich die syrische Zivilgesellschaft Freiheit und Demokratie. Doch was die neuen Herrscher wollen, ist ungewiss. «Wir sind wie Blinde, die einen noch unbekannten Raum ertasten müssen»: So schildert die politische Aktivistin Malak Shanawani die Situation, in der sich die syrische Zivilgesellschaft derzeit befindet. Lange Jahre hätten sie auf Veränderungen in ferner Zukunft hingearbeitet, und nun seien diese Veränderungen plötzlich Wirklichkeit, sagt Shanawani. Das ist herausfordernd: «Es gibt jetzt Millionen Dinge zu besprechen. Wo sollen wir nur anfangen?» Unter der Diktatur des Assad-Clans war politisches Engagement so gut wie unmöglich. Jetzt ist Syrien von der Last des alten Regimes befreit, und politisch interessierte Syrerinnen und Syrer beginnen, ihre Freiheiten zu erkunden. Doch wie frei ist das neue Syrien? Und welche Vision haben die neuen Machthaber unter Interimspräsident Ahmad al-Sharaa für das Land? «International» unternimmt eine Reise durch ein Land im Wandel.
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Folge vom 14.03.2025Bangladesch: Dr. Yunus gehen die Rezepte ausIm Sommer 2024 musste die autokratische Regierung nach landesweiten Protesten zurücktreten. Seitdem führt eine Interimsregierung unter Nobelpreisträger Muhammed Yunus – bekannt als «Banker der Armen» - die Geschäfte. Doch die Gewalt nimmt zu, die Preise bleiben hoch und Reformen fehlen. Shima Akhter, 24, geht schon wieder demonstrieren. «Die Situation ist gefährlicher als im Juli und August». Damals hatten Studierende nach wochenlangen Protesten das autokratische Regime der Regierungschefin Sheikh Hasina aus dem Amt verjagt. Mehr als 1400 Menschen verloren nach UNO-Schätzungen ihr Leben im Kugelhagel der Polizei. Hasina und ihre Partei Awami League hatten das Land 15 Jahre lang mit eiserner Faust regiert, die Wahlen gefälscht und Meinungsfreiheit unterdrückt. Nach ihrem Rücktritt versprach Nobelpreisträger Muhammad Yunus demokratische Reformen. Doch die Kriminalität steigt, die extreme Armut auch. Zehntausende Textilarbeiterinnen und -arbeiter haben ihre Arbeit verloren. Das Vertrauen schwindet, dass Dr. Yunus und seine Interimsregierung die Lage in den Griff bekommen. «Die Flitterwochen sind vorbei», urteilt Polit-Ökonom Parviz Abbasi aus Dhaka. Jeder habe zwar gewusst, dass der Weg steinig werde. Aber niemand habe realisiert, dass die Übergangsregierung nicht in der Lage sein würde, Antworten zu liefern.