Mann kann kein Opfer sein - Wenn Männer häusliche Gewalt erfahren

Häusliche Gewalt betrifft in der ersten Assoziation stets nur die Frauen. Doch auch Männer können Opfer sein. Das Feature stellt eines dieser Opfer vor, der sieben Jahre lang von seiner Frau verletzt und gefoltert wurde.

Die Rollenverteilung in der Öffentlichkeit bei häuslicher Gewalt ist klar. Doch auch Männer können das Opfer sein, und Frauen die Täter. Nur der gesellschaftliche Diskurs tut so, als gebe es diese Umkehrung des gängigen Klischees nicht und verhindert somit oftmals eine Befreiung aus den Verhältnissen.

Das Schicksal des im Feature porträtierten M. bestand aus einer siebenjährigen Beziehung zu einer Frau, die ihn systematisch seelisch und körperlich verletzte, ausnutzte und malträtierte. Sie verwundete ihn mit Messern, fügte ihm Schnittwunden und Blutergüsse zu, erpresste ihn finanziell und sozial. Die Anlässe waren nieder, ob es das falsche Geschenk war oder ein anderer nicht erfüllter Wunsch. Er unternahm nie etwas dagegen, wehrte sich nicht.

Stadtt dessen baute M. sich eine Scheinwelt, in der es immer eine Erklärung für Wunden und blaue Flecke gab. Aus Angst und Scham behauptete er, gefallen zu sein oder sich ungeschickt geschnitten zu haben. Männer, die Opfer häuslicher Gewalt werden, fürchten sich vor einer sozialen Stigmatisierung durch das Umfeld. 

Das Land Sachsen unterhält aus diesem Grund seit März 2017 Männerschutzwohnungen. Sowohl die zwei in Dresden, als auch die eine in Leipzig sind andauernd belegt und haben lange Wartelisten. Seit Oktober 2017 gibt es die Initiative "Mann, gib dich nicht geschlagen", die von der Sächsischen Staatsministerin für Gleichstellung und Integration unterstützt wird.

Zum Autor

Regine Schneider, Jahrgang 1956, ist seit der Gründung von MDR KULTUR Redakteurin für Bildung und Gesellschaft. Ihre präzisen Analysen und Beiträge bereichern seit Jahrzehnten das Programm des MDR Hörfunks.