Professor Bernhardi | Teil 1 von 2

Teil 1/2 | Professor Bernhardi wurde zur Galionsfigur der Liberalen, nachdem er für einen menschlichen Akt ins Gefängnis geworfen und seiner Lizenz enthoben wurde. Schnitzler kreierte eine "Gesellschaftskomödie" über Recht und Berechnung.

Als sich die junge Philomena Bejer nach einer Abtreibung in einem kritischen Zustand befindet, will der liberale jüdische Arzt Bernhardi den katholischen Priester davon abhalten, ihr die letzte Ölung zu erteilen, um sie stabil zu halten. Denn erst durch diesen Akt wäre ihr bewusst geworden, wie es um sie steht. Er handelte aus Menschlichkeit, doch diese wird im Wien von 1900 geahndet.

Ihm wird seine ärztliche Lizenz entzogen, eine antisemitische Kampagne entfacht sich gegen ihn, er wird sogar für zwei Monate ins Gefängnis geworfen. Doch nach seiner Freilassung avancierte Bernhardi zur Galionsfigur der Liberalen. Diese Geschichte schrieb Arthur Schnitzler als Drama, doch deklamierte sie als "Gesellschaftskomödie".

Es geht um schlichtes Rechttun und berechnetes Tun und um das Bild der österreichischen Gesellschaft um 1900, in der Judenfeindlichkeit bereits in weiten Kreisen salonfähig geworden ist.