Salon Kontrovers - Briefwechsel Sigmund Freud und Anna Freud

Anna sehnt sich nach der Anerkennung ihres Vaters Sigmund Freud und vermisst die liebevollen Spitznamen, die er ihr früher gegeben hat. Der Briefaustausch zwischen Vater und Tochter offenbart eine intensive Beziehung zueinander.

"Lieber Vater, es ist schon lange her, dass mich jemand 'Schwarzer Teufel' genannt hat, und ich vermisse das sehr", schrieb die 15-jährige Tochter von Sigmund Freud aus ihrem Ferienaufenthalt an den Vater. Die Briefkorrespondenz zwischen Vater und Tochter zeichnet ein intensives Bild ihrer Beziehung. Zwischen Vater und Tochter, dem Begründer der Psychoanalyse und seinem jüngsten Kind, war die Verbindung äußerst eng.

Die Tochter sah sich in ihrem Vater wieder, wurde selbst Psychoanalytikerin für Kinder. Und stolzer konnte ein Vater nicht sein: "Sie ist das begabteste und gebildetste meiner (sechs) Kinder und zudem ein wertvoller Charakter", hat er in einer Korrespondenz mit Ernest Jones geschrieben. Freud befürchtete, dass sein enger Mitarbeiter, Jones, ihm die Tochter mit einer Heirat wegnehmen könnte. Daher schrieb der Vater besorgt an seine Tochter, dass Jones "nicht der richtige Mann für ein so feinfühliges weibliches Wesen" sei.

Sigmund Freud schrieb zum 25. Geburtstag an Anna: "Du bist so alt wie die Psychoanalyse. Beide haben mir Sorgen bereitet, aber im Grunde erwarte ich mehr Freude von dir als von ihr." So verarmt würde er sich fühlen, als wenn er das Rauchen aufgeben müsste, wenn sie ihn verlassen würde. Der Briefwechsel zwischen Sigmund und Anna Freud zeugt von einer einzigartigen Vater-Tochter-Beziehung und von der Geburt einer zukünftigen Psychoanalytikerin. Hier ist ein gekürzter Auszug aus der Lesung des Briefwechsels vom 29. Februar im Holzhausenschlösschen in Frankfurt.