
LiteraturLesung
Vor den Vätern sterben die Söhne vonThomas Brasch | Teil 1 von 3
Teil 1/3 | "Ganz am Anfang spürte ich den Druck seines Kopfes auf meiner Blase, gefolgt von seinem wedelnden Schwanz in meinem Mund nur wenige Minuten später. Fragen darüber, wie der Wolf überhaupt in mich gekommen war und warum er verkehrt herum lag, vermied ich. Schließlich nahm ich die Straßenbahnlinie 63 und fuhr ins Krankenhaus Friedrichshain."
Diese klaren und eindringlichen Sätze markieren den Auftakt des Erzählbandes "Vor den Vätern sterben die Söhne". Das Werk ist geprägt von existenzieller und politischer Rebellion und zeichnet sich durch eine kompromisslose Unbedingtheit aus - geschrieben von einem jungen Mann.
Thomas Brasch hatte seinen Erzählband zunächst beim Hinstorff Verlag in Rostock vorgelegt, doch aufgrund erheblicher Änderungsforderungen verweigerte er deren Umsetzung. Dadurch kam es nicht zur Publikation. Nach der Unterzeichnung der Protestresolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976, und angesichts drohender Verhaftung, entschied sich Brasch 1977 zur Übersiedlung nach West-Berlin. Dort konnte er das Werk im Rotbuch Verlag herausbringen, was ihm zügig Bekanntheit als Schriftsteller verschaffte.
Zum Autor
Geboren 1945 und verstorben 2001 war Thomas Brasch, ein deutscher Autor, Dramatiker und Filmregisseur, berühmt für seine kritischen Betrachtungen der DDR-Gesellschaft. Nachdem er 1976 das Land verlassen hatte, schuf er eine Vielzahl von Werken, die Themen wie Unterdrückung, Identität und Freiheit behandelten. Seine Gedichte und Theaterstücke, wie "Vor den Vätern sterben die Söhne", sowie seine Filme, darunter "Engel aus Eisen", thematisierten das Spannungsfeld zwischen dem Individuum und dem Staatsapparat. Heute wird er als eine bedeutende Gestalt der deutschen Literatur nach dem Krieg angesehen, deren Einfluss auch nach seinem Tod fortwirkt.
"Vor den Vätern sterben die Söhne vonThomas Brasch" im Überblick
Vor den Vätern sterben die Söhne vonThomas Brasch
von Thomas Brasch
Sendezeit | Mo, 17.02.2025 | 09:00 - 09:40 Uhr |
Sendung | MDR KULTUR "Lesezeit" |