Live im HSV-Stadion

Über die Kunst einer guten Fußball-Reportage

Ein Fußballfeld von oben - der Blickwinkel von Fußball-Kommentatoren
Ein Fußballfeld von oben - der Blickwinkel von Fußball-Kommentatoren © Alfredo Camacho / stock.xchng

"Rahn schießt ... Tor! Tor! Tor! Tor!" Die Radioreportage des WM-Finales 1954 ist legendär - und noch heute Synonym für absolute Fußballbegeisterung. Doch wie arbeiten Radiokommentatoren heute? phonostar hat sich in die NDR-2-Reporterkabine der Imtech Arena in Hamburg begeben ...

"Hamburg, meine Perle", so schallt es von den Rängen. Rund 52.000 Fußballfans singen die inoffizielle Hymne des Hamburger Sportvereins, angeführt von Stadionsprecher Lotto King Karl. Unten auf dem Spielfeld pfeift der Schiedsrichter einmal kräftig und läuft augenblicklich rückwärts. Das Bundesliga-Spiel des HSV gegen den FC Schalke 04 hat begonnen. Die Spieler verteilen sich, der Ball ist in der Hälfte des HSV. "... du wunderschöne Stadt Hamburg, du bist mein Zuhaus, du bist mein Leben ...", singen die Fans weiter.

"Das hab ich noch nie erlebt. Die Musik läuft, die Fans singen noch, obwohl das Spiel längst angefangen hat", ruft Fußball-Kommentator Jörg Tegelhütter ins Mikro. "Da fragt sich nur, ob die Schalker Spieler verunsichert sind. Das ist mal ein interessanter Start." Er lehnt sich zurück und heftet seine Augen auf das Spielfeld, das er durch eine gläserne Kabine aus betrachten kann.

Als Fußball-Kommentator muss man den Überblick behalten

Jörg Tegelhütter kann von seinem Arbeitsplatz aus das ganze HSV-Stadion überblicken
Jörg Tegelhütter kann von seinem Arbeitsplatz aus das ganze HSV-Stadion überblicken © Laya Moghaddam / phonostar

"Mein Job ist es, für die Hörer von NDR 2 den Überblick zu behalten und sie über das Spielgeschehen zu informieren." Er müsse also viel und schnell, mal lauter, mal leiser reden und mit Worten Stimmung erzeugen können, um diesen Auftrag zu erfüllen.

Zudem strukturiere und gliedere er in Sekundenbruchteilen das, was auf dem Platz passiert. "Da zoome ich auch mal wie bei einer Kamera auf eine bestimmte Szene, zum Beispiel auf die Trainerbank, wenn sich ein Trainer über eine Schiedsrichterentscheidung furchtbar aufregt, nur um mich dann sofort wieder auf das Spiel zu konzentrieren."

Er habe also nicht nur den Ball im Blick, sondern auch Spieler, Publikum, Ersatzbank und seine Infozettel, die vor ihm ausgebreitet auf dem Tisch liegen. "Natürlich muss ich auch auf die Ansagen des Senders achten, die mir manchmal kurzfristig mitteilen, dass ich länger oder kürzer als geplant auf Sendung bin."