"Die Sprache geht verloren, die Seele bleibt!" Der Sound von Dersim

Die Region Dersim existiert nicht mehr auf Landkarten. Sie wurde 1937 umbenannt. Doch in der Diaspora lebt ihr Sound weiter. Fritz Schütte geht auf Spurensuche.

Dersim existiert auf keiner Landkarte mehr. Bereits 1937 bekam die Region einen neuen Namen. Doch ihr Klang überdauert weiterhin in der Diaspora. Eine Entdeckungsreise von Fritz Schütte.

Alles schwingt, alles ist heilig, so beschreiben Bewohner in der Türkei die Landschaft von Dersim. Die türkische Provinz zählt zu den am dünnsten besiedelten des Landes, die meisten Bewohner sind ins Exil gegangen und statten ihr nur noch einen Besuch ab. Bereits 300.000 von ihnen sollen allein in Deutschland leben. Sie haben die naturverbundene Weltanschauung der Aleviten, die kurdische Sprache und ihre Musik mitgenommen: alte Melodien und Instrumente sowie moderne Adaptionen.

Fritz Schütte begab sich auf die Suche nach dem "Dersim-Sound": bei kurdischen Musikern, aber auch in einem Zeitschriftenladen in Kreuzberg, wo ein junger Mann die vielfältige musikalische Bandbreite Dersims auf CDs anbietet, und im Gespräch mit Martin Greve, einem Musikwissenschaftler. Durch die einfühlsame Begegnung des Autors mit einem Netzwerk aus Musik und Kultur, Sprache und Religion, Geschichte und Politik wirft letztendlich auch die Frage nach einem eigenen kurdischen Staat auf, "selbst wenn er nur einen kleinen Stein umfassen würde", wie der Musiker Ali Baran aus Karlsruhe bemerkt. Bis dahin vermitteln ihm seine fast 1.000 Kassetten ein heimatliches Gefühl.

Zum Autor

Fritz Schütte kam 1958 in Hamburg zur Welt. Er absolvierte sein Studium der Romanistik und des Journalismus an der Universität München. Seit 1993 ist er als freier Autor für den Rundfunk in Berlin tätig. Seine aktuellsten arbeiten für Deutschlandfunk Kultur sind zwei Feature-Produktion namens "Breakdance wird olympisch" (2023) und "Tanz den Balkan" (2023).